Geburtsbericht Teil 2 - #HELLPSyndrom

by - Mai 01, 2018


Hier war ich in der 23. SSW

Bevor ich in der Nacht des 8. März um 00:30 Uhr anfing mich für einen Besuch im Krankenhaus fertig zu machen, hatte ich Abends noch spät etwas gegegessen gegen 21 Uhr - nur eine Nudelsuppe, da ich wegen der schlimmen Kopfschmerzen den ganzen Tag nicht richtig gegessen hatte.

Danach wollte ich schlafen gehen, denn ich war sehr müde. Etwa eine halbe Stunde später bekam ich Magenschmerzen, krampfartig. Ähnlich wie die, die ich schon am Montag gehabt hatte. Etwas übel war mir auch. Ich dachte, dass ich vermutlich zu viel gegessen hatte, denn durch das Baby hatte mein Magen einfach nicht mehr so viel Platz. Ich musste mich übergeben, aber dabei kam fast überhaupt nichts raus, für die Menge, die ich kurz vorher erst gegessen hatte. Ich machte mir einen Kräutertee, der mir sonst immer bei Magenproblemen hilft.

Zu den Magenschmerzen kamen heftige Rückenschmerzen und ehe ich mich versah schmerzte der gesamte Bauch- und Rückenbereich. Von oben nach unten, von links nach rechts. Einfach überall. Ich konnte nicht liegen, weil es höllisch weh tat und sitzen ging auch nicht. Atmen? Ich atmete so flach, es fühlte sich an als hätten meine Lungen kein Volumen mehr. Ich versuchte mehrfach tiefer einzuatmen, aber es ging nicht.

Etwa zwei Stunden lief ich mit einem Kirschkernkissen auf und ab in der Hoffnung, dass es weg gehen würde. Zu Anfang habe ich gedacht es könnten Wehen sein, aber diese kommen und gehen - dieser Schmerz blieb und ich hatte solche Schmerzen noch nie vorher gehabt. Also, ab ins Krankenhaus.

Dort angekommen mussten erst einige Formalien geklärt werden. Die Hebamme setzte meine Mutter und mich in den Aufnahmeraum und dort saßen wir kurz bis sie mich bat eine Urinprobe abzugeben. Das war kaum möglich, da kam fast nichts. Das ist ggf. normal, je nachdem wann man zuletzt auf Toilette war, aber in meinem Fall war es nicht gut. Kurz darauf musste ich mich ins Bett legen für das CTG. Richtig! Ich konnte vor Schmerzen eigentlich nicht liegen und so lag ich da und japste fast nach Luft. Ich konnte im Liegen noch viel weniger atmen als im Stehen.

Dem Baby ging es offenbar gut, aber mein Blutdruck war erhöht. Was eine Überraschung! #Ironie Ich kann mich an den Wert gar nicht mehr erinnern, aber der Wert der letzten Blutdruckmessung an dem Tag lag bei 175/100 oder so ähnlich.

Es kam ein relativ junger Arzt, der ein Ultraschall machte und ich denke so ziemlich alles überprüfte, was man nur überprüfen kann. Seltsamerweise konnte ich auf der flachen, harten Liege schmerzfrei liegen. Inzwischen war es ca. 4 Uhr morgens und ich war müde und seit Stunden von Schmerzen geplagt. Als ich da lag und urplötzlich keinerlei Schmerzen mehr spürte, schlief ich während des Ultraschalls fast ein. Auch da sah es aus, als sei mit dem Baby alles in Ordnung. Leonie wurde auf 2.600 Gramm geschätzt und ihre Versorgung schien gut.

Nach dem Ultraschall wurde mir ein Zugang gelegt und Blut abgenommen. Dann ging es wieder zurück zum CTG und Blutdruck messen. Mein Blutdruck wurde immer höher. Der Arzt stand neben der Hebamme, schaute sich das CTG an und fragte nach der Urinprobe. Das Eiweiß war dreifach erhöht. Der Arzt sagte sowas wie: "Na dann ist es ja klar. HELLP." Er meinte das in Bezug auf die Kombination des hohen Blutdrucks und erhöhtem Eiweiß im Urin. Und ich hatte darüber gelesen. Aber in dem Moment war mir nicht bewusst, was HELLP Syndrom eigentlich bedeutete. Ich wusste nur es war eine Schwangerschaftsvergiftung und, dass es die Versorgung des Babys stört. Aber diese hatten wir überprüft, also war doch alles gut, oder?

Plötzlich kam die Hebamme mit einem Medikament, das den Blutdruck senken sollte. Es war eine Kapsel, die ich zerbeissen, den Inhalt etwas im Mund behalten und dann schlucken sollte. Die Kapsel selbst spuckte ich wieder aus. Wie ich hinterher erfahren habe war dies ein Notfallmedikament: Nitro. Es wirkt zudem krampflösend und daher hatte ich innerhalb kurzer Zeit keine Schmerzen mehr. Der Himmel auf Erden.

Zumindest bis der Arzt gegen 4.30 Uhr herein kam und mir erklärte, dass die ersten Blutergebnisse tatsächlich darauf schließen würden, dass ich das HELLP Syndrom hätte. "Ich warte noch auf die letzte Bestätigung durch die Blutergebnisse, aber zu 90% müssen wir einen Kaiserschnitt machen."
"Und wann ist dann der Termin?", fragte meine Mutter.
"Wenn dann jetzt.", antwortete der Arzt.

Meine Mutter und ich blickten uns an. Mein Mann befand sich zu dem Zeitpunkt 6,5 Stunden weit entfernt und genau vor dieser Situation hatte ich mich so gefürchtet. Ich wartete auf die entgültigen Ergebnisse, die sicher machten, dass wir quasi sofort per Kaiserschnitt entbinden würden und dann rief ich ihn um kurz vor 5 Uhr an. Er machte sich sofort auf den Weg. Auch nichts-ahnend was das HELLP Syndrom eigentlich ist.

Als sicher war, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden muss, ging mein Blutdruck nur noch höher, weil ich mich aufregte. Zudem fing ich an mich zu übergeben. Währenddessen stand der Arzt mit Papieren neben mir, die ich dringend unterschreiben musste. Ja, ernsthaft - während ich mir die Kotztüte vor das Gesicht hielt, sagte er mir ich müsste das dringend unterzeichnen. Nunja, ich verstehe es. Er machte auch nur seinen Job und auch, wenn es uns noch einigermaßen gut ging, konnte sich das jederzeit ändern. Es war also schon etwas Eile geboten.

In meiner Erinnerung ging irgendwie alles so schnell. Ich bekam das Hemd angezogen und wurde gebeten mich in ein Bett zu legen, mit dem ich direkt in den OP geschoben wurde. Tatsächlich wurde unsere Tochter um 6:24 Uhr geboren und gute 1,5 Stunden zuvor hatte ich meinen Mann über den bevorstehenden Kaiserschnitt informiert. Wo genau diese Zeit geblieben ist, weiß ich gar nicht. Gefühlt ging alles unheimlich schnell.
Und als ich mich in das Bett legte um in den OP zu fahren, war meine allergrößte Sorge, dass sie mir gleich einen Blasenkatheter legen würden...

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