Altbausanierung - Ringanker/Ringbalken Teil I

by - November 19, 2017

Unser Haus zum Zeitpunkt des Kaufs

Ich habe hier auf meinem Blog noch nie über die Sanierung des Altbaus erzählt, den ich im März 2016 gekauft habe. Im Juni 2016 war Schlüsselübergabe und seitdem haben mein Freund und ich mit dem Haus sehr viele böse Überraschungen erlebt. Nach der Fertigstellung möchte ich gerne einige Posts darüber schreiben, aber wir haben innerhalb der letzten zwei Monate durchgängig mit Firmen und Statiker über ein Thema diskutiert, zu dem wir im Internet kaum für uns brauchbare Informationen finden konnten oder Lösungsansätze. Deshalb möchte ich das Thema jetzt sofort ansprechen, da wir für uns endlich eine Lösung gefunden haben. Ich spreche von einem nachträglichen Ringanker bzw. Ringbalken im Altbau.

Mit diesem Beitrag hoffe ich, dass er vielleicht jemand anderem hilft und man sich dadurch vielleicht langwierige Diskussionen ersparen kann und schneller zu einem Ergebnis kommt.

Das Dach ist kaputt
Doch fangen wir mal ein bisschen weiter vorne an in der Geschichte. Eigentlich waren wir im Juli/August diesen Jahres in Vorbereitungen für den Innenausbau, als uns jedoch auffiel, dass einige Deckenbalken ziemlich morsch waren. Freigelegt hatten wir diese nur, weil wir die Lattung und Deckenplatten erneuern wollten. Die angegriffenen Deckenbalken ließen jedoch annehmen, das auch weitere Schäden vorliegen könnten und somit entfernten wir auch im Obergeschoss sämtliche Lattung und Gipsplatten, nur um dann vor einem abrissreifen Dachstuhl zu stehen. Eine Vollkatastrophe. 

Ausgangslage
Im Exposé der Immobilie hatte gestanden, das Dach wurde 2009 erneuert. So sah es von außen auch aus, aber eben nur optisch. Es war neu eingedeckt worden, aber obwohl der Vor-Vorbesitzer zu der Zeit den gesamten Schaden gesehen haben muss, wurde dieser einfach überdeckt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Nicht mal eine heutzutage übliche Unterspannbahn wurde von außen angebracht, die völlig morschen und von Holzwürmern zerfressenen Fußpfetten einfach wieder verdeckt und schon sah alles wieder schick aus.


Alle sind einer Meinung, keiner hat ein Konzept
Nachdem sich zumindest alle Zimmerer, die die Baustelle besichtigten, gleichermaßen der Meinung waren, dass ein neuer Dachstuhl ein absolutes Muss ist, hörten wir auch von jeder Seite, dass wir die Grundlage dafür nur mit einem aus Beton gegossenen Ringanker herstellen können. Das wurde als die einzige Möglichkeit präsentiert. Nur wie man dies in einem Altbau, mit teils kaputtem und nur 11 cm dickem Innenmauerwerk, mit bereits gegossenem Estrichboden und fertig eingebauter Heizung etc. umsetzt, konnte niemand so recht sagen. Es darf nicht rein regnen und das Dach muss so abgestützt werden, dass weder der Estrich unter der Belastung reißt, noch darf das alte Dach bei einem Sturm davon fliegen. Das ostfriesische Wetter ist unberechenbar.

Relativ schnell stand fest, welcher Zimmerer unseren neuen Dachstuhl fertigen und richten sollte. Auch eine Firma für den zu gießenden Ringanker hatten wir gefunden. Denn dieser ist ja ein absolutes Muss, richtig? Nach längerem Hin und Her bzgl. der Planung schickte der Firmeninhaber den Mitarbeiter zu uns auf die Baustelle, der dann sagte, er könnte in unserem Haus keinen Ringanker gießen: das Innenmauerwerk sei zu schmal und außerdem ginge ein Ringbalken immerhin rund herum und dafür müssten wir erstmal beide Giebel zur Hälfte abtragen, dann den Ringbalken gießen und darauf die Giebel wieder neu aufmauern.

Zur Info: Ein Ringbalken bei einem Neubau. Der Ringbalken wird rund herum auf das Erdgeschoss gegossen, worauf dann erst der Giebel gemauert wird. Es kann auch den Giebel hoch gegossen werden. Der Ringbalken stellt generell die Verbindung der Seitenwände zu den Giebeln her, könnte man einfach ausgedrückt, sagen.

Die Tatsache, dass die Firma, die bereits ein Angebot für den Ringanker gemacht hatte, einen Mitarbeiter schickt, der dann gut eine Woche vor geplanter Umsetzung plötzlich sagt, er kann das nicht umsetzen, war für mich ehrlich gesagt zu viel. Ich bin schwanger und ich möchte in unser Haus einziehen. Ich möchte von einer Firma beraten werden und Lösungsvorschläge bekommen.


Doch kein Ringbalken aus Beton nötig?
Unser nächster Schritt war ein mehr oder minder verzweifelter Anruf bei unserem Statiker. "Gibt es irgend eine andere Möglichkeit als den Ringbalken aus Beton?", fragte ich. "Ja, also man kann einen Ringbalken auch aus massiven Holzbalken machen oder Stahlträger benutzen. Welches Material ist zweitrangig. Es muss durchgängig aufliegen und eine Verbindung herstellen." Ich wurde hoffnungsvoll. "Haben Sie gesagt man kann auch Holz benutzen?" Das war ja prinzipiell von Anfang an meine Idee gewesen, aber es hat ja niemand zugehört :-)

Euphorisch rief ich den Zimmerer an, der mir sagte er könne den Ringbalken aus Holz fertigen. Er wollte sich nur noch mit dem Statiker telefonisch über die Umsetzung absprechen. Was dabei raus kam, war mehr als frustrierend. "Der Statiker sagt es muss gegossen werden."
Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich. Ich hatte doch selbst mit ihm gesprochen. Auch, wenn ich nur ein Laie bin und von der Materie an sich wirklich keine Ahnung habe, so war ich mir sicher, den Statiker richtig verstanden zu haben, als er mir mehrmals sagte, ein Ringbalken aus Holz sei möglich.

Persönlich ist besser als am Telefon
Ich teilte dem Zimmerer meine Verwirrung mit, weswegen er einen Termin vor Ort vorschlug. Diesen konnten wir zum Glück alle kurzfristig einrichten, denn es ist Mitte November und für ein neues Dach wird es langsam Zeit. Das Gespräch dauerte keine 15 Minuten und nun waren Statiker und Zimmerer sich beide darüber einig, dass wir einen Ringbalken ohne Probleme aus Holz machen können und das auch werden.

Da wir keine Firma mehr hatten, die sich in der Lage sah, bei unserem Altbau einen Ringanker zu gießen, hätten wir es nämlich selbst machen müssen. Das wäre nicht nur mit enormem Arbeitsaufwand, sondern auch Kosten verbunden gewesen. Für den Ringbalken aus Holz müssen wir lediglich das Innenmauerwerk ausbessern wo es nötig ist, eine gerade Ebene herstellen und dann ist alles vorbereitet, damit der Zimmerer den Rest der Arbeit übernehmen kann.

Die Vorarbeiten dafür sollen bereits nächstes Wochenende in Eigenleistung stattfinden und ich bin sehr gespannt, ob wir in der geplanten Zeit, das gewünschte Ergebnis erreichen. Wenigstens haben wir jetzt einen konkreten Plan und hoffentlich schon sehr bald ein neues Dach.

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7 Kommentare

  1. Liebe Jasmin,
    ja, das ist schon eine Große Aufgabe so ein Haus nach seinem eigenem Geschmack herzurichten, da muss ich nur an mein Elternhaus denken, aber nachher freut man sich dann doppelt.
    LG Stefanie von Grinscheles Welt.

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    1. Hallo Stefanie,
      da kann ich nur zustimmen. Wir werden uns am Ende sehr über das Ergebnis freuen und das ist auch das was antreibt.
      LG

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  2. Wow, da habt ihr euch auf jeden Fall etwas tolles vorgenommen. Wir sind im Mai diesen Jahres in unser Haus gezogen und mussten auch noch einiges tun, bevor wir alles hatten, wie wir es uns vogestellt hatten.

    Liebe Grüße Kristina von KDsecret

    PS: Momentan gibt es bei mir ein kleines Gewinnspiel

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    1. Auch, wenn es viel Arbeit ist, so ein Eigenheim ist schon was schönes :)

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  3. Dein Text passt einfach perfekt zu meinem Blog. Ich habe ihn daher mal auf meiner Facebookseite geteilt. LG Rebecca von www.altbau-denkmalschutz.de

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  4. Hallo, mich würde interessieren, wie der Ringanker aus Holz auf dem alten Mauerwerk befestigt wurde. Wir überlegen, unser 70 Jahre altes Walmdach abzureißen und durch rin Pultdach zu ersetzen (samt PV-Anlage). Die Mauern sind aus Bimshohlblocksteinen und so wie es aussieht, gibt es keinen Ringanker. Herzlichen Dank! J. S.

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Schön, dass du da warst :)